Würdigung unseres Fördervereinsmitglieds Dr. Herbert Clasen zu seinem Goldenen Jubiläum „50 Jahre Abitur am Abendgymnasium Vor dem Holstentor“

Herr Dr. Herbert Clasen, Köln, konnte am denkwürdigen Datum 02.02.2020 sein Goldenes Abitur-Jubiläum begehen, denn sein „Zeugnis der Reife“ des Abendgymnasiums Vor dem Holstentor trägt das Ausstellungsdatum „2. Febr. 1970“.

Hierzu schrieb der Jubilar: „Ich dürfte übrigens einer der jüngsten Absolventen sein, da ich zu diesem Zeitpunkt gerade erst 21 Jahre alt geworden war, nämlich keinen Monat vorher.“

Um diesen Anlass und auch die jahrelange Mitgliedschaft von Herrn Dr. Clasen im Förderverein gebührend zu würdigen, wurde der hier vorliegende Text verfasst und vom Jubilar für den Freundeskreis unserer Abendschule freigegeben.

 

Allen Interessierten wird hier gleichzeitig ein Einblick in die Geschichte der Abendschule Vor dem Holstentor ermöglicht. Herr Dr. Clasen benennt die eigenen hier an unserer Schule gemachten Erfahrungen als wegweisend und lebensprägend. 

 

Seine Ausführungen stelle ich sinngemäß vor, Anführungszeichen markieren wörtliche Zitate.

 

**********************

Das erste Bild zeigt ein aktuelles Portraitfoto von Dr. Clasen, das zweite ein Klassenfoto, zu dem folgende Erläuterungen gehören: 

 

 

„Das Foto stammt aus dem Jahre 1968. Ich bin der 2. von rechts, der mit dem freundlichen Lächeln - mit der eleganten Jacke. Wir hatten als Klasse des Abendgymnasiums einen Wochenend-Ausflug nach [Berensch-]Arensch gemacht.“

„Wir haben mit 14 Personen in der IV o 3 das Abitur erworben, es waren dort aber wohl auch einige Wiederholer dabei. Wir galten als besonders leistungsstark, sodass die Prophezeiung von Herrn Beckmann nicht so ganz eingetroffen ist.“

 

Zu seiner Schulzeit am AGH hatte Dr. Clasen nämlich geschrieben:

„Der Schulleiter war Kurt Beckmann. Ich besitze drei Festschriften zu den Jubiläen: 50, 60 und 70. In der 50-er-Ausgabe findet man Herrn Beckmann als Schulleiter (ohne Jahreszahlen) erwähnt, in der 60-er sieht man auf Seite 10 eine Beschreibung von ihm sowie ein Bild, das dazu passt (siehe auch das Bild in der 70-er-Ausgabe auf S. 191). Allerdings ist diese Beschreibung euphemistisch. So begrüßte er uns in der Aula Anfang 1967 mit der Zählung und dem Zeigen auf die einzelnen Personen: 1, 2, 3, 4, 5, 6 [und dann bei jeweils] 7: SIE machen Abitur! Er stellte die Personifizierung des ‚Besonderheiten-Ethos‘ dar.“

 

Aber auch Herrn Rosenkranz kannten die Abiturienten gut:

„Wir kamen mit dem Latein-Raabe sehr gut zurecht, sodass - wohl einzigartig - als 4. Wahlpflichtfach ein Kurs für das große Latinum eingerichtet worden ist, weil es - insbesondere aus unserer Klasse viele Teilnehmer gab. Aber - o Schreck - wurde Dr. Joerden unser Kursleiter, der einen grotten-schlechten Unterricht gab und sich mit Sallust verlustierte. Bei Herrn Raabe hatten wir Cicero gelesen und ich gehörte zur Leistungsspitze und hatte eine solide 2. Ich konnte mich zunächst auf eine 4 retten. Diese habe ich auch im Abitur bestätigt - aber auf einem schwierigen Weg, von dem ich im Nachhinein von Herr Rosenkranz erfahren habe. Ich hatte bei ihm Englisch - mit begrenztem Erfolg, was aber nicht an ihm lag. Er verriet mir nämlich, dass die Schulbehörde die Abitur-Aufgabe im Fach Latein (großes Latinum) als zu schwer eingeschätzt hat. Er wollte alle Noten hochsetzen -- aber meine 5 nicht. Das hat, so damals Herr Rosenkranz, das Kollegium verhindert, sodass ich ohne weitere Prüfung bestanden hatte. Das große Latinum hat mir dann später ermöglicht zu promovieren. Meines Wissens ist Herr Rosenkranz verstorben, sodass ich wohl davon berichten kann.“

 

Es waren wohl nur 3 Personen im Jahrgang, „die bis zum Ende voll berufstätig waren. Ich wollte nämlich nicht die sichere Position des Verwaltungsbeamten aufgeben. Ich war bei der Freien und Hansestadt Hamburg ab 1967 als Regierungs-Assistent (nach einer zweijährigen Ausbildung) Beamter und wurde 1969 sogar Regierungssekretär. Ich war beim Statistischen Landesamt in der Wexstraße zunächst in der See-Schiffahrt-Statistik und dann in der Binnen-Schiffahrt-Statistik (und hier federführend) tätig. 

Wir hatten damals eine 44-Stunden-Woche, was konkret eine tägliche Arbeitszeit von 7.30 Uhr bis 16.30 Uhr bedeutete. Und man musste dort durchaus Einiges tun, zumal in der zweiten Position, die ich meist alleine und auch mit Aushilfen bewältigen musste. Jedenfalls war an schulische Dinge nicht zu denken.“ 

 

Nach dem Abitur nahm Dr. Clasen ein Studium auf, hatte dabei aber “nicht von Anfang an das Ziel, Lehrer zu werden. Ich habe allerdings alle Scheine erworben, die dazu berechtigten.“ Er hatte sich also auch andere Perspektiven offengehalten, am Ende wurde es dann aber doch der Lehrerberuf.

 

Über das Studium und die Zeit danach berichtet Dr. Clasen: 

„Ich bin dem Zweiten Bildungsweg sehr verbunden geblieben. So habe ich mein obligatorisches Schulpraktikum im Studium dort [am Abendgymnasium Vor dem Holstentor] absolviert. Pädagogisch war das allerdings schwierig, da ich einem Lehrer als Mentor zugeordnet war, der einen DIN-A-5 Ordner benutzte, aus dem er monologisierte. So konnte und wollte ich nicht unterrichten, was zu manchen Schwierigkeiten führte.“ Während des 3-semestrigen Referendariats vom 1.8.1978  bis zum 31.1.1980 hat Herr Dr. Clasen das zweite Semester am Hansa-Kolleg absolviert, „wozu mir allerdings Dr. Joerden die Tür geöffnet hat, der dort Schulleiter war. Ich wurde einem Geschichtslehrer zugeordnet, der noch deutlich schlimmer war als der Kollege im Schulpraktikum am Abend-gymnasium. Da kam es zu solchen Konflikten, dass ich eine neue - sehr ordentliche - Lehrkraft im Fach Geschichte bekam. Mit dem Deutsch-Kollegen kam ich schon von Anfang an zurecht. Ich habe meine 2. Staatsarbeit über eine Unterrichtseinheit zum Vormärz dort geschrieben.“ Da höchstens ein knappes Drittel des Referendariats an einem nicht-regulären Gymnasium abgeleistet werden durfte, verbrachte Herr Dr. Clasen das erste und dritte Semester am Gymnasium Billstedt und erreichte durch Abkürzung des Einsatzes am Hansa-Kolleg um 14 Tage eine trickreiche Einhaltung der Vorgaben.

 

Von 1980 bis 2014 wirkte Herr Dr. Clasen dann als Lehrer am Wilhelm-Heinrich-Riehl-Kolleg in Düsseldorf, dessen Förderverein „Ganzes Haus“ er mit einigen Anderen initiiert hat. Von seinen unzähligen weiteren Betätigungsfeldern und Positionen seien hier nur seine Tätigkeit als Vertrauens-dozent der Hans-Böckler-Stiftung und der Einsatz für die Stiftung „arbeiterkind.de“ erwähnt: „Ich bin fest davon überzeugt, dass der Zweite Bildungsweg nicht überflüssig ist oder wird. Ich informiere regelmäßig im Rahmen von „arbeiterkind.de“ die Studierenden am Köln-Kolleg und am Abend-gymnasium Köln sowie insbesondere an Kölner Gesamtschulen die Studierenden und Schüler und ermutige sie, ein Studium in Erwägung zu ziehen. Und diese 3 Schulformen passen genau zu der Zielgruppe.“

 

Das dritte Bild zeigt noch die Promotionsurkunde. Nach erfolgter Promotion und Ableistung des Staatsexamens trat Herr Dr. Clasen ohne Wartezeit das Referendariat an, währenddessen die Dissertationsschrift dann von 500 auf 400 Seiten gekürzt werden musste, denn ihm wurde beschieden „nur Professoren stehen 500 Seiten zu“. Dr. Clasen hat über Heines Verhältnis zur Romantik promoviert und die Dissertation ist „sogar bei Hoffmann und Campe erschienen, wenn auch von dem Heine-Institut Düsseldorf herausgegeben …“

 

Dr. Clasen fragt sich, ob diese Urkunde nicht in die „Ruhmeshalle“ unserer Abendschule gehöre, denn ohne das AGH wäre die Schrift nie entstanden.

  

**********************

 

Zum Abschluss möchte ich Herrn Dr. Clasen zu seinem Jubiläum sehr herzlich gratulieren und mich für sein herausragendes langjähriges Engagement für den Förderverein ebenso herzlich bedanken.

 

 

Dr. Birgit Hasenkamp

2. Vorsitzende des Fördervereins der ASH

 

02. April 2020